Liegende Meditation Kurs

Liegend meditieren – wach und entspannt zugleich

Anna Karolina ist Buddhistin. Schon lange praktiziert sie Meditation und Achtsamkeit und beschreibt anschaulich ihre Erfahrung bei einem Deep Rest /Tiefes Ruhen Retreat.

Erfahrungsbericht einer Achtsamkeitstrainerin und Meditationslehrerin zur Meditation im Liegen.

„Denke ich an Meditation, denke ich an einen aufrichten Sitz mit gekreuzten Beinen. Natürlich gibt es noch die Gehmeditation und das Meditieren im Stehen, das sich besonders in Warteschlangen anbietet. Aber wenn ich Menschen im Meditationsraum liegen sehe, vermute ich erstmal ein Schläfchen – so dachte ich zumindest vor meiner ersten Begegnung mit der liegenden Mediation.

Es ist schon viele Jahre her, ich war damals ein Meditations-Neuling, da hörte ich meine Lehrerin Nicole Stern während eines Vipassana-Reatreats sagen „Wer möchte, kann die nächste Meditation auch im Liegen durchführen.„

Ein tieferer Zugang zur eigenen Meditationspraxis

Ich war schockiert! Ist das überhaupt richtige Meditation? Wo bleibt da die Anstrengung, die Konzentration, der Anmut? Interessant, welche Konzepte und Vorstellungen über Mediation da mitschwangen. Dabei ist das Liegen eine der vier klassischen Meditationshaltungen, neben Sitzen, Stehen und Gehen, und wird in vielen buddhistischen Traditionen gelehrt. Auch wenn sie recht unterpräsentiert ist und immer noch das Vorurteil von „Meditation für Kranke, Alte oder Faule“ herrufen kann, bietet die liegende Meditation einen neuen und vielleicht auch tieferen Zugang zur eigenen Meditationspraxis.

Eine gute Möglichkeit, die liegende Mediation für sich zu entdecken, bietet Nicole in ihrem Meditationskurs „Tiefes Ruhen“, den ich am letzten Wochenende endlich mal wieder besuchen konnte. Mitten in der herbstglühenden Natur der Vulkaneifel, und umsorgt von dem Team des Waldhauses haben wir uns allen vier Meditationshaltungen gewidmet und das Stillwerden im Liegen, Stehen, Gehen und Sitzen geübt.

Und ja, es ist nicht leicht, in der liegenden Mediation wach zu bleiben. Da wird schnell mal aus einem liegendem Buddha ein schnarchender Buddha. Vor allem am ersten Tag des Retreats, wenn man noch erschöpft oder gestresst ist, reagiert der Körper und Geist auf die liegende Postion gewohnheitsmäßig mit Schlaf.

Mit der Zeit wird der Geist jedoch geschmeidiger, präsenter und die liegende Position bietet ein Maß an Entspannung und sich Sinken-Lassen-können, das sowohl konzentrierten Fokus als auch weites Gewährsein erlauben.

Für mich bedeutet die liegende Mediation einen wunderbaren Experimentier-Raum, die heilsame Balance zwischen Anstrengung und Gewährenlassen, zwischen Disziplin und Sanftheit zu finden.

Anna Karolina

Und ein Gedanke lässt mich nicht mehr los: Höchstwahrscheinlich werden die letzten Meditationen meines Lebens im Liegen statt finden (müssen)… ein Grund mehr jetzt schon zu üben, wie der Geist auch im Liegen präsent und wohlwollend bleiben kann.

Anna Karolina Brychcy ist im Rat und Vorstand der Deutschen Buddhistischen Union (DBU).
Anna’s Erfahrungsbericht ist auf ihrer Webseite erschienen.