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Schwarze Schwäne – Poesie und Gedanken

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Gedanken von Angela Kling, März 2022

Es reißt nicht ab, und es wird nicht aufhören wehzutun. Kollektive Ereignisse erschüttern unsere bisherigen Lebensformen und Glaubenssätze. Alte Kriegswunden in den Familien brechen auf. Mediengewitter flimmern und dröhnen um unsere Ohren, ein schwacher Abglanz dessen, was Menschen, besonders Kinder und Frauen, Männer, Tiere, Pflanzen, ja, die Erde, Wasser, Luft an vielen Orten, Regionen, Kontinente erleiden. Man nennt es „das Klima“ „die Pandemie“ „der Krieg“. Schon seit langem geht das so, schleichend oder offen vor unseren Augen. Jetzt nimmt es an Fahrt auf und kommt uns physisch nah!

Unfassbar. Die düsteren Bilder bedrücken, beängstigen, schütteln uns durch. Sie kriechen in unsere Träume und Portemonnaies, boykottieren Planungen, Jobs und Freundschaften. Nichts ist mehr sicher, keine Benzinpreise, keine Heizung, die Luft zum Atmen, Trinkwasser, Partnerschaften, Familienfrieden.

Es geht immer um Lebensenergie. Die, die alles in Bewegung hält, sich ständig wandelt, chaotisch oder zielgerichtet eingesetzt wird im Großen Ganzen wie im Mikrokosmos unserer Körper, Gedanken und Gefühle.

Wir Menschen existieren bis jetzt, weil wir uns in Gemeinschaften lebend, beständig und kreativ in ständigem Wandel an unsere Umwelt anpassen. Ausbeutung, Gewinnanhäufung, Abschottung, Vereinzelung war eigentlich nicht vorgesehen. Ist aber so gekommen. Dominiert zunehmend unsere Weltgemeinschaft. Lässt uns wüten, verzweifeln, flüchten, erstarren.

Viele Kinder und Jugendliche ziehen sich in sich selbst zurück, manche bringen sich um. Tragödien für die Individuen, Familien und unsere Gesellschaft. Wer machte ihnen Mut, erwachsen zu werden und ihren Platz einzunehmen? Gibt es (k)eine Zukunft?

Es gibt den gegenwärtigen Moment.

Mit jedem Lebewesen, das neu geboren wird, mit jedem Atemzug und diesem Frühling erinnern wir uns, dass es einen Neuanfang gibt. Dass wir Dankbarkeit und Verbundenheit bewusst immer wieder neu herstellen und erleben können. Auch wenn um uns herum „die Welt untergeht“. Unser Gehirn reagiert ausschließlich auf die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit im Jetzt, das macht uns so handlungsfähig.

Ich sage mir: Ich nehme wahr, ich beobachte, was um mich herum passiert, höre zu, fühle meine Gefühle, habe tiefes zärtliches Mitgefühl mit mir und allen anderen, die jetzt leiden. Will teilen, helfen.

Ich entscheide mich: Ich richte meine Aufmerksamkeit auf meine ureigene Lebensenergie, meine Atmung, meinen Körper und meine Seele. Das ist wertvoll. Ich bin jetzt lebendig und werde eines Tages sterben. Ich gehe in eine offene Beziehung zur realen Welt und ihre Bedürfnisse um mich herum. Indem ich sie wahrnehme, lasse ich die Qual zu, atme. Trauer, Wut und Schmerz verwandeln sich, treten in den Hintergrund meines Bewusstseins. Ich weiß, dass Sie da sind, Seelenanteile von mir, richtig und wichtig, zum Lernen, zum Weitergehen, zutiefst menschlich.

Bewusst nehme ich Kontakt auf mit den Lebewesen, die mir begegnen. Ich nehme mir Stärkendes für mich und andere vor. Es gibt auch in meiner unmittelbaren Umgebung, in meiner Arbeitswelt so viel zu tun!

Vielleicht erreiche ich meine Vorhaben, vielleicht auch nicht, vielleicht erst in zehn Jahren? Kleine Siege feiern. Auf jeden Fall komme ich in Bewegung, Herzschlag, Kreislauf, Muskeltonus, Lächeln. Ich stärke mein Gefühl der Verbundenheit und Anwesenheit in der Welt.

Hier bin ich! Eine kostbare Existenz unter anderen.

Da sein, am Boden liegen und doch immer wieder in meine Mitte in diesem leuchtenden Weltennetz finden. Existenz und Kultur schaffen, für mich und andere, lebendig sein.

Zuversichtlich.